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Kleine Einführung in die Gestalttherapie

Kennst du das? Du gehst allzu oft über deine Grenzen, stellst deine eigenen Bedürfnisse zugunsten anderer zurück und passt dich an die Erwartungen an. Vielleicht hast du das Gefühl dich selbst verloren zu haben und bist unzufrieden mit deinem Leben. Oder du fühlst dich ausgebrannt und/oder hast psychosomatische Beschwerden entwickelt. Wenn das auf dich zutrifft, kann eine Gestalttherapie eine effektive und nachhaltigen Unterstützung für dich sein, deine Vitalität und Lebenszufriedenheit zu erhöhen. Was eine Gestalttherapie genau ist und warum sie so wirksam ist, erkläre ich dir in diesem Artikel. 

Gestalttherapie ist ein wissenschaftlich fundiertes psychotherapeutisches Verfahren, dass von dem Psychologen Fritz Perls, seiner Frau, der Psychologin Lore Pers, und dem Soziologen Paul Goodman in den 60ger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt wurde. Die Gestalttherapie zählt zu den humanistischen Psychotherapien, die davon ausgehen, dass Körper, Seele und Geist eine untrennbare Einheit bilden. Der Mensch wird in seinen psychischen, biologischen und  sozialen Aspekten gleichermaßen betrachtet. Es geht in der Gestalttherapie nicht darum, Störungen oder Defizite zu beseitigen. Vielmehr liegt der therapeutische Fokus darauf, die inneren Stärken eines Menschen zu aktivieren und dadurch befähigt zu werden, mit den Herausforderungen des Lebens einen guten Umgang zu finden und das Leben auf eine befriedigende Weise zu führen.

Der Begriff "Gestalt " hat nichts mit Gestaltung zu tun. Er stammt aus der Wahrnehmungsforschung und beschreibt das Bestreben unserer Wahrnehmung, sinnvolle Ganzheiten zu bilden. Du kannst das sehr einfach testen, indem du z. B. auf eine Raufasertapete schaust. Nach einer gewissen Zeit wirst du Muster oder sogar Figuren erkennen. Aus der Vielzahl der einzelnen Pünktchen tritt visuell eine Figur aus dem Hintergrund in den Vordergrund. Im Vergleich zu den vielen unzusammenhängenden Punkten gibt es jetzt also eine sinnvolle Form.

So ist das auch wenn du in deinen Körper hinein spürst. In deinem Körper finden jeder Sekunde 1000e verschieden Vorgänge statt mit entsprechenden Empfindungen. Dennoch kannst du spüren, dass bestimmte Empfindungen dir anzeigen, dass du z. B. Hunger hast. Dieses eine Gefühl tritt in den Vordergrund und alles andere in den Hintergrund. So können wir Bedürfnisse oder Gefühl erkennen. Das ist auch gut so, denn wenn du das unangenehme Gefühl im Bauch als Hunger identifizierst, kannst du konkret etwas dagegen tun.

Das Gleiche gilt für seelische Prozesse: Wenn du dich einsam fühlst, kannst du eine Freundin anrufen und wenn du verärgert bist, kannst du eine Grenze setzen. Die Methoden der Gestalttherapie helfen, Gefühle, Bedürfnisse oder unbekannte Seiten von uns sichtbar werden zu lassen. Durch eine gute Verbindung zu uns selbst, wissen wir, wer wir sind und können gut für uns sorgen. Dies ist die Voraussetzung für seelische und körperliche Gesundheit, für Lebenszufriedenheit und Lebendigkeit.

Leider spalten wir jedoch oftmals unsere Gefühle, Impulse und Bedürfnisse ab, gehen über unsere Grenzen, halten aus und passen uns an Erwartungen und Meinungen anderer an, um ja nicht anzuecken. Diese Muster sind oft schon früh erlernt. Durch entsprechende Erfahrungen in der Kindheit haben wir vielleicht ein "Lebensskript" entwickelt, das lautet: "Ich bin nichts Wert". "Ich bin eine Last". "Ich bin nicht richtig". "Ich bin nicht wichtig". "Ich habe kein Recht auf meine Bedürfnisse". "Ich bin auf der Welt, um für dich zu sorgen". "Ich bin schuld, wenn es dir schlecht geht". "Ich darf nicht fühlen".

Diese "Lebensskripte" beeinflussen uns unbewusst auch noch im erwachsenen Alter und lassen uns Rollen spielen, die wenig damit zu tun haben, wie wir wirklich sind. Wir geben uns Mühe diese Seiten vor anderen zu verstecken - manchmal so gut, dass wir diese Seiten von uns selbst nicht kennen. Dieses Verstecken und Unterdrücken verläuft in der Regel unbewusst ab und bindet dennoch viel Lebensenergie. Schließlich fühlen uns wir uns unglücklich, ausgebrannt und haben das Gefühl nur noch zu funktionieren. Zum Glück können wir diese Lebensskripte aber verändern. In der Gestalttherapie wird deshalb angestrebt, Kontaktunterbrechungen zugunsten einer guten Verbindung zu uns selbst aufzulösen.

Erlebnisorientierte Übungen spüren diese Kontaktunterbrechungen und Lebensskripte auf.  Ein langes unterdrücktes Gefühl darf endlich gespürt und ausgedrückt werden, ein zurückgehaltener Impuls darf umgesetzt werden, ein unerfülltes Bedürfnis darf wahrgenommen werden und dafür gesorgt werden. Bisher abgelehnte Anteile werden so in die eigene Persönlichkeit integriert und dann ein guter Umgang mit ihnen erlernt. Es wird in der Gestalttherapie also immer das Vollständige und Ganze angestrebt.

Die Methoden sind experimentell und fördern die achtsame Selbstwahrnehmung z. B. durch Rollenspiel, Bewegungsübungen, Wahrnehmungsübungen oder kreative Medien. Auf diese Weise werden Erfahrungsräume geschaffen, durch die es möglich ist, sich einem Thema im Hier und Jetzt und ganzheitlich - also über die Emotionen, die Körperwahrnehmung und die Gedanken - zu nähern, statt nur darüber zu reden. Inzwischen weiß man auch durch die moderne Hirnforschung, dass unser Gehirn vor allem über Erfahrungen lernt und weniger dadurch, dass wir etwas kognitiv verstanden haben.

Nun möchte die Gestalttherapie zwar Menschen darin unterstützen, ihre Selbstfürsorgefähigkeit zu erweitern. Es geht hierbei aber nicht darum, egozentrisch um sich zu kreisen. Im Gegenteil: In der Gestalttherapie wird der Mensch nicht als ein isoliertes Individuum, sondern in Resonanz und im wechselseitigen Austausch mit seiner Umwelt betrachtet.

Das beginnt schon beim Atmen: Wir nehmen Sauerstoff aus der Luft aus und geben Co2 an die Umwelt ab. Wir brauchen Nährstoffe, die wir nur über Nahrung aus der Umwelt beziehen. Das, was wir essen, beeinflusst, wiederum unsere Gesundheit.

Auch unser soziales Umfeld wirkt auf unser Wohlergehen. Es macht einen Unterschied, ob die Menschen um mich herum wohlwollenden mit mir umgehen oder mich ständig kritisieren. Zur Umwelt zählen also auch familiäre, gesellschaftliche und kulturelle Gegebenheiten. Eine absolute Unabhängigkeit gibt es nicht, sondern eine Gegenseite Beeinflussung.

In einer Gestalttherapie wird ein lebendiger Austausch von Individuum und Umwelt angestrebt, von dem beide Seiten profitieren. Das gelingt am besten dadurch, dass ich einen guten Kontakt zu mir und meinen Bedürfnissen habe und gleichzeitig einen achtsamen und wertschätzenden Umgang mit meiner Mitwelt und meinen Mitmenschen.

In meiner Praxis höre ich immer wieder diese Äußerung: "Ich kümmere ich mich um andere, und vergesse ich mich dabei selbst völlig". "Ich schaffe es nicht, meine Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen, wenn ich mit anderen in Kontakt bin. Das funktioniert nur, wenn ich allein bin. Sobald jemand zur Tür hereinkommt, sind meine sämtlichen Sensoren darauf ausgerichtet zu herauszufinden, was der / die andere braucht".

Die Gestalttherapie ist bestrebt von diesem " Entweder-Oder-Prinzip" wegzukommen zu einer Sowohl-Als-Auch-Haltung: Ich kann sowohl im guten Kontakt zu mir selbst als auch zu Mitmenschen leben. Anders ausgedrückt: Erst eine gute Beziehung zu mir selbst, befähigt mich, lebendige und befriedigende Beziehungen zu anderen Menschen zu haben.

Gestalttherapeutische Gruppen bieten hierfür ein hervorragendes Übungsfeld. Hier werden die Gruppenteilnehmer*innen unterstützt, miteinander im wahhaftigen Kontakt neue Erfahrungen zu machen. Aber auch im Einzelsetting bringt sich der / die Therapeut*in selbst als Gegenüber in den therapeutischen Prozess ein.

Ich möchte an dieser Stelle noch einen Schritt weitergehen. Für mich hat diese Grundhaltung nicht nur eine Relevanz als Therapeutin, sondern spiegelt eine Lebenshaltung wider. Gerade im Hinblick auf die aktuelle Klimakrise wird deutlich, welche fatalen Auswirkungen es hat, wenn wir mit der uns umgebenen Welt so umgehen, als wären wir als Menschheit von dieser getrennt und könnten ohne sie isoliert überleben. Genauso, rücksichtslos, wie wir unseren Körper und damit uns selbst ausbeuten, Verhalten wir uns gegenüber der Umwelt.

Wenn es uns gelingt, herauszufinden, was uns wirklich gutut, wenn wir auf unsere Bedürfnisse achten und gut für uns sorgen, dann benötigen wir keine Ersatzbefriedigungen mehr, die uns weiter "hungrig" sein lassen und zu mehr Konsum anregen. Wenn wir mehr Achtsamkeit entwickeln, dann steht uns diese Fähigkeit nicht nur für den Umgang mit uns selbst zur Verfügung, sondern auch für den Umgang mit unseren Mitmenschen und unserer Mitwelt. Dazu möchte ich mit meiner Arbeit einen Beitrag leisten. In diesem Sinne ist gestalttherapeutische Ansatz für mich nicht nur eine berufliche Haltung. Sie ist vielmehr eine Lebenshaltung, die auch dann noch relevant ist, wenn ich meinen Praxis verlassen habe.

Wenn du diesen Ansatz spannend findest und psychotherapeutische Unterstützung suchst oder dich persönlich weiterentwickeln möchtest, dann melde dich gerne bei mir.

Als Gestalt-Körperpsychotherapeutin unterstütze ich dich dabei, deinen individuellen Weg zu einem ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu finden.

In einem kostenlosen Vorgespräch finden wir gemeinsam heraus, ob dieser Ansatz auch bei deinem Anliegen hilfreich ist. Melde dich bei mir.

Ein erfülltes Leben – Wie geht das?

Ein erfülltes Leben führen wollen wir doch alle, oder? Anne hat sich auf den Weg gemacht, dieses Ziel zu erreichen. Welche Schritte notwendig sind, um dieses Ziel zu erreichen, welche Hürden auf diesem Weg zu erwarten sind, und wie wir sie überwinden können, das zeige ich dir hier.

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